Auf dem 15. Microprocessor Forum in San Jose, Californien, wurde von IBM heute die, speziell unter Apple Anhängern, sehnsüchtig erwartete Desktop-Version des Serverprozessors Power4 vorgestellt, der PowerPC 970. Als Vertreter der 64-Bit Prozessoren Zunft, reiht sich der PPC970, wie er kurz genannt wird, nahtlos in eine Reihe mit AMD's x86-64 Prozessoren ein. Denn obwohl er nicht Maschinenbefehlskompatibel zu diesem ist (die x86-64 Architektur basiert, wie der Name schon sagt, auf dem x86 Maschinenbefehlssatz (CISC-Architekturmodell), wohingegen der PowerPC einen eigenen Befehlssatz hat (RISC-Architekturmodell)), bietet IBM's 64-Bitter ebenso wie AMD's Befehlssatz "x86-64" (nicht jedoch die Intel IA64 Architektur) native Unterstützung für 32-Bit Maschinencode. Was auch bitter nötig ist, schließlich steht zu erwarten, dass die Umstellung sämtlicher Software auf 64-Bit Maschinencode mehrere Jahre dauern wird, so hat beispielsweise die vollständige Umstellung jeglicher Software sowie des wichtigsten Betriebssystems bei der Umstellung der x86 von 16 Bit auf 32 Bit gute 10 Jahre gedauert (1985: erster 32-Bit Prozessor: i386; 1995: Windows 95). Leider konnte - oder wollte - IBM kein Statement zur Geschwindigkeit bei 32-Bit Code geben, ebensowenig zum Betrieb von 32-Bit Software bei Einsatz eines 64-Bit Betriebssystems sowie dessen Realisierung. Die AMD x86-64 Architektur kennt hierfür schließlich besondere Betriebsmodi. Auch ein direkter Vergleich zur Performance zu der des direkten Konkurrenten aus dem Hause Motorola, dem PPC74xx oder kurz G4, konnte nicht hergestellt werden.
Der Prozessor soll Ende 2003 auf den Markt kommen und voraussichtlich anfangs mit 1.8 GHz getaktet werden. Die Herstellung verläuft im 0,13µm SOI Prozess, der ja auch schon AMD Kopfzerbrechen bereitet hat. Auch dies könnte ein Grund für die späte Verfügbarkeit sein. Er soll laut Angaben von IBM über 52 Millionen Transistoren verfügen und mit dem Chipsatz über einen 900 MHz schnellen Bus kommunizieren.
Besonders interessant ist der Prozessor aufgrund seiner Kompatibilität zum PPC Maschinenbefehlssatz für Apple. In den einschlägigen Foren und Gerüchteseiten kocht schon seit längerem das Süppchen des möglichen Einsatzes des PowerPC 970 in zukünftigen Macintosh Computern. Dafür würde die - laut Aussage von IBM - überragende Performance, ebenso wie die kürzliche Todeserklärung von OS 9 seitens Apple sprechen. Ab Anfang 2003 werden alle verkauften Macintosh Computer ausschließlich mit dem modernen, auf UNIX basierenden, Mac OS X 10.2 ausgeliefert und im Gegensatz zum Urgestein OS 9 ist ein UNIX sehr leicht auf eine andere Architektur umzustellen. Ein weiterer Hinweis wäre die in den Prozessor integrierte SIMD-Einheit, die kurioserweise mit der von Motorola im PowerPC 74xx verbauten AltiVec-Einheit (die bei Apple übrigens "Velocity Engine" heißt), zumindest in der Anzahl der zusätzlichen Befehle, übereinstimmt. Seitens Apple erfolgte noch keinerlei Reaktion auf die Vorstellung des Prozessors, im Raum steht lediglich die Aussage von Apple CEO Steve Jobs, dass man mit dem UNIX-Kern viele offene Möglichkeiten habe und dies eine durchaus vorteilhafte Situation darstelle. Somit ist der Einsatz des PowerPC 970 ebenso wie der eines AMD x86-64 Prozessors weiterhin lediglich ein Gerücht unter vielen...
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