Unsere treuen Leser wissen es: Planet 3DNow! nutzt das Filesharing-Netzwerk eDonkey (beinhaltet eDonkey, eMule, Shareaza und MlDonkey), um bei Veröffentlichungen großer Dateien wie etwa XP Service Pack 2, 3DMark oder Nero 6 eine Alternative zu den Server-Downloads bieten zu können, die meistens bereits ein paar Minuten nach der Freigabe der Releases dicht sind. Während andere User an den "User-Limit Exceeded" Meldungen der FTP-Server verzweifeln, können unsere Leser das File ganz einfach und legal über das Filesharing-Netzwerk eDonkey herunterladen. Weitere Hintergründe dazu findet Ihr hier.
Das ganze hat meist nur einen Haken: beim Filesharing liegen die Dateien verteilt bei den Usern des Netzes, die sich die verfügbaren Teile der Datei gegenseitig "zuladen", und bekanntlich sind Breitband Internet-Zugänge in Deutschland asynchron. Beispiel T-DSL: maximaler Download 1000 Kbit/s, maximaler Upload 128 Kbit/s. So kommt es, dass die Dateien, die über eDonkey heruntergeladen werden, im Gegensatz zu den überlasteten FTP-Server zwar wenigstens verfügbar sind, meistens aber so langsam auf den eigenen PC kriechen, dass man es auch hätte abwarten können, bis der Ansturm auf die FTP-Server nachgelassen hat. Die Upload-Geschwindigkeit deutscher DSL-Zugänge ist einfach zu langsam, um nennenswerte Transferraten zu erzielen und die unzähligen Anwender in der Upload-Queue in einer vernünftigen Zeit bedienen zu können.
Die Lösung für dieses Problem soll "WebCache" sein. "Cache" ist dem geneigten Hardware-Freak aus dem Storage-Bereich natürlich ein Begriff. Festplatten sind mechanische Bauteile, ergo relativ langsam im Verhältnis zu den elektronischen Komponenten des PC. Um nicht dauernd auf die langsame Festplatte zugreifen zu müssen, speichert man jene Daten, die bereits einmal geladen wurden, in einem Puffer im Arbeitsspeicher zwischen. Beim nächsten Aufruf müssen die Daten nicht mehr von der Festplatte gelesen werden, sondern können aus dem rasend schnellen RAM geladen werden.
Ähnlich funktioniert das auch mit WebCache. Teile einer Datei, die bereits einmal über den schleppend langsamen Upload-Pfad hochgeladen wurden, müssen im Idealfall nicht nochmal und nochmal und nochmal... hochgeladen werden, sondern werden auf dem Proxy-Server des ISP gepuffert. Alle weiteren Download-Anfragen für diese Parts müssen also nicht mehr den Weg über den Upload-Pfad nehmen, sondern werden direkt vom ISP-Proxy geladen. Und das geht mit voller DSL-Geschwindigkeit vonstatten!
Notwendig dazu ist ein Filesharing-Client, der dieses WebCaching beherrscht. Derzeit ist eine eMule-Testversion mit dieser Technologie in Umlauf:
Anwender, die bereits eine andere eMule-Version installiert haben, müssen lediglich die Datei eMule.exe mit der aus dem Archiv ersetzen und die Datei webcaches.csv in den Unterordner "Config" extrahieren. Neueinsteiger entpacken einfach den ganzen Ordner. Beim nächsten Start von eMule muss die Option "Webcache" in den Einstellungen aktiviert und der Proxy des ISP eingestellt werden. Am einfachsten funktioniert dies über die Autodetect-Funktion. Ab sofort werden Dateien über den ISP-Proxy hochgeladen und gecached, sofern der Uploader ebenfalls einen WebCache-Client besitzt. Die Parts werden in 180 KB kleinen, verschlüsselten Paketen auf dem Proxy gepuffert. Alle weiteren Sharer können die hochgeladenen Parts von dort beziehen - natürlich ebenfalls nur dann, wenn sie einen WebCache-Client besitzen.
Der Anwender bekommt von der neuen Technologie nur wenig mit. Wenn ein anderer WebCache-Client vom eigenen PC hochlädt, wird "Übertrage via Proxy" angezeigt statt nur "Übertrage". Das ist das Zeichen dafür, dass dieser Transfer gecached wird. Beim Downloaden von gecacheten Parts taucht in der Download-Queue der HTTP-Proxy als Quelle auf. Tests der Programmierer in der vergangenen Woche sollen gezeigt haben, dass Dateien, die hauptsächlich von WebCache-Clients verteilt werden, unglaubliche Download-Raten erreichen können, wie man sie von Filesharing-Tools nicht gewohnt ist. Berichten zu Folge war es Teilnehmern dieses Tests möglich, eine 500 MB große Datei in nur 2 Stunden zu laden, was einer durchschnittlichen DL-Rate von 70 KB/s entspricht. Das dürfte natürlich nur der Idealfall sein, wenn alle beteiligten Clients WebCache unterstützen. Ganz nebenbei sparen die ISPs dadurch auch noch ordentlich Geld, wenn sie Transfers durch den Proxy im eigenen Netz halten können und Daten nicht von fremden Netzen geladen werden müssen. In der Praxis dürfte der Vorteil von WebCache derzeit noch marginal sein, da sich der Client gegenüber herkömmlichen nicht WebCache-fähigen Teilnehmern wie ein ganz normaler eMule-Client verhält und somit auch nichts gecached wird. Erst wenn WebCache größere Verbreitung findet, sollten die Download-Geschwindigkeiten spürbar anziehen.
Dennoch: sollte in nächster Zeit wieder ein größerer Download anstehen, bei dem abzusehen ist, dass der Hersteller-FTP dem Ansturm nicht annähernd gewachsen sein wird, werden wir wieder über eDonkey verteilen und uns dann auch auf WebCache und die Hintergründe aus dieser Meldung beziehen. Womöglich können wir dann doch eine echte Alternative zum Server-Download anbieten... THX boogie & stormit-fan für den Hinweis
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