Wie berichtet hat AMD heute seinen neuen Sechskern Server-Prozessor mit Codenamen Istanbul vorgestellt. Der unter der offiziellen Bezeichnung Opteron 2400 Serie (Zwei-Sockel Systeme) und Opteron 8400 (Vier- und Achtsockel-Systeme) firmierende Prozessor ist im Prinzip ein Shanghai-Prozessor mit sechs statt vier CPU-Kernen; und ein paar mehr oder minder wichtiger Goodies.
HyperTransport 3.0 Die Istanbul-Prozessoren kommen grundsätzlich mit HT3-Support, während die Vierkern Varianten Shanghai auch in Versionen mit lediglich HT1.1 Support auf dem Markt sind. Nur ein genauer Blick auf die Spezifikationen der jeweiligen Modelle verraten die HyperTransport-Geschwindigkeit; also die zur Verfügung stehende Bandbreite zwischen CPU und Infrastruktur bzw. zwischen den CPUs.
APML Mit dem APML Remote Power Management Interface lässt sich der Stromverbrauch des Systems fernsteuern, indem über ein Interface direkt die P-States angesteuert werden können. Im Prinzip ein ähnliches Verfahren, das Bastler im Desktop-Bereich schon lange mit K10Stat praktizieren, nur via Hardware gesteuert und nun mit offiziellem Segen von AMD.
HT Assist Dieses Feature haben wir in einigen News auf Planet 3DNow! bereits näher beschrieben. Es reduziert den Traffic zwischen den Nodes (sprich: CPUs) in einem Multi-Sockel System erheblich, indem statt auf Broadcast-Snoops zur Abfrage von Cache-Stati auf ein Verzeichnis-Verfahren zurückgegriffen wird. Dieses Verzeichnis wird in den L3-Caches der CPUs abgelegt und verbraucht dort idR 1 MB des 6 MB großen L3-Cache. Allerdings steht HT Assist lediglich in Vier- oder Achtsockel-Systemen zur Verfügung. Auf Zwei-Sockel Systemen bringt es keinen Vorteil und ist daher by Default deaktiviert, was den Istanbul performancemäßig zu einem 6-Kern Shanghai degradiert.
X8 ECC Istanbul beherrscht nun sowohl das X4 ECC-, wie auch das X8 ECC Verfahren, was ihn flexibler macht bei der Auswahl der passenden Speichermodule.
Typisch für einen reinen Server-Prozessor, noch dazu einen, der auf den High-End Markt zielt, sind Reviews rar gesäht. Wir haben dennoch ein paar der interessantesten zusammengetragen:
Die unterschiedlichen Testmethoden der einzelnen Redaktionen sind dabei eher positiv denn verwirrend, zeigen sie doch verschiedene Facetten der Prozessoren.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass der AMD K10 Prozessor selbst als 6-Kern Variante gegen den Intel Nehalem - hier in Form der Xeon 5500 Serie - noch immer chancenlos ist. Die Tests bei Anandtech zeigen jedoch, dass der Istanbul dem Nehalem bei deaktivierter HyperThreading Technology in vielen Tests relativ nahe kommt, sodass das Intel-Topmodell lediglich aufgrund seiner höheren Taktfrequenz noch vorne bleiben kann. Bei aktiviertem HTT dagegen spielt der Xeon 5500 in den meisten Tests in einer eigenen Liga.
Dennoch bleibt ein Detail beinahe unbeachtet: das mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Feature HT Assist ist bei den Zwei-Sockel Systemen, mit denen die meisten Tests durchgeführt wurden, bedeutungslos. Lediglich TecChannel bietet auch Tests mit Vier-Sockel Systemen an, kann dort jedoch natürlich nur Xeon 7400 Tests als Vergleich anbieten, da die Nehalem-Plattform noch nicht im Vier-Sockel- bzw. MP-Bereich angekommen ist. Hier jedoch sieht die Istanbul-Plattform (mangels zeitgemäßer Gegner aus dem blauen Lager) ganz passabel aus, sodass sich hier zumindest mittelfristig eine Chance für AMD ergeben könnte.
Verstecken muss sich AMD auch nicht bei den Tests der Leistungsaufnahme. Hier liegen sowohl Shanghai, als auch Istanbul im Spitzenfeld, wobei sich die Leistungsaufnahme mit Blick auf die erbrachte Rechenleistung wieder relativiert. Positiv auch: die Virtualisierungsperformance scheint beim Shanghai und Istanbul höher zu sein, als bei den Intel-Gegnern.
Unter dem Strich ist der Istanbul für AMD ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch kann auch die Sechs-Kern Variante einer bis zum Abwinken ausgelutschten Architektur nicht verbergen, dass es für AMD höchste Zeit wird eine wirklich neue, auf keinem Vorgänger basierende Kern-Architektur zu präsentieren, nachdem auch AMDs neuestes Pferd immer noch die Gene des 1999 vorgestellten AMD K7 in sich trägt. Doch damit lässt sich AMD noch Zeit. Erst 2011 soll Bulldozer auf den Markt kommen und nachdem es bisher keinerlei gefestigte technischen Details zum K10-Nachfolger gibt, lässt sich auch dessen Potenzial bisher schwer abschätzen.
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