Sasa Marinkovic bekleidet bei AMD das Amt des Marketingleiters für die Bereiche Desktop und Software. Dem Tech-Blog Engadget gegenüber beantwortet er einige Fragen bezüglich der kommenden Trinity-APU, seiner Meinung zur Konkurrenz in Form von Intels Ivy Bridge, aber auch die zum Start der Bulldozer-basierten FX-Prozessoren und dessen teils schlechte Kritiken. NVIDIA spielt in dem Interview ebenso eine Rolle. Bereits auf der CeBIT 2012 hatten wir selbst das Vergnügen, mit Herr Marinkovic ins Gespräch zu kommen. Das Interview haben wir für euch grob übersetzt, sodass auch die nicht so englisch-kundigen Leser die Chance haben, einen Einblick zu bekommen.
Engadget: Unser letztes Treffen hatten wir zum Launch des FX-8150. Zu dieser Zeit gab es eine Menge Optimismus. Dann aber urteilten die Tester nahezu einstimmig gegen den Chip. Wie beurteilten Sie die herrschende Auffassung?
Sasa Marinkovic: Ich denke, die Presse erwartete einen Chip, der um die 200 US-Dollar kostet, dabei aber Intel-Produkte höherer Preisregionen, wie etwa einen Core i7, schlagen kann. Zusammenfassend denke ich, dass der FX etwas Neues geliefert hat.
Ich habe mir die Kommentare von Leuten durchgelesen, die einen FX-Chip gekauft haben, zum Beispiel bei Newegg, und diese waren überwältigend positiv. Wir bekommen vier- oder fünf-Sterne-Bewertungen für die Vier-, Sechs- oder Achtkern-Produkte. Ich bin glücklich darüber, wie die FX (von den Kunden) akzeptiert wurden.
Engadget: Aktuell bekommt man auf Newegg einen Intel Core i5-2500K für 30 US-Dollar weniger als einen FX-8150 und die meisten Tester sagen, sie hätten den i5 2500K genommen. Blamieren Sie lieber die Journalisten als zuzugeben, dass AMD irgendwo einen Fehler gemacht hat?
Sasa Marinkovic: Gut, ich gebe zu, dass die Single-Threaded-Performance vielleicht nicht auf dem Level war, wo sie sein sollte. Der Chip wurde für Multi-Threaded-Workloads optimiert. In der Technologie-Welt gewinnst du etwas und verlierst etwas. Das hängt von den Workloads ab, die ausgeführt werden. Ich verurteile keinen Journalisten für falsche Vorstellungen, aber wir haben den Chip für Multi-Threaded-Performance, Multimedia und Gaming ausgelegt. In diesen Bereichen, speziell mit dem Overclocking-Potenzial des Achtkern-Prozessors, hat das FX-Produkt immer noch einen festen Stand.
Man muss sich die Desktop-Chips aber auch als Bestandteil der ganzen Plattform ansehen, und nicht nur als Einzelkomponente. Wenn man nun noch einen Blick darauf wirft, wie der FX, kombiniert mit einem AM3+-Mainboard und einer unserer jüngsten Grafikkarten agiert, ist das ein sehr vernünftiges Angebot.
Engadget: Viele Spieler sind AMD-Fans, weil ihr diese in der Vergangenheit mit Produkten zu einem günstigen Preis unterstützt habt. Ändert ihr jetzt euren Fokus hin zu höherpreisigen, innovativeren Prozessoren?
Sasa Marinkovic: Als wir den Athlon 64 veröffentlichten, gab es nur wenig Software für diesen. Als wir DirectX 11 unterstützten, sah es ähnlich aus - es ist nicht viel Software vorhanden, die die Möglichkeiten ausschöpft. Die APUs (Accelerated Processing Units) benötigen ebenso neue Software, um ihre Vorteile zu zeigen. Mit dem FX haben wir exakt das Gleiche getan: Wir stellten einen Beschleuniger bereit, mit dem die Leute losziehen und diese neuen Workloads entdecken konnten, die Nutzen aus der Technik ziehen. Corels Aftershot zum Beispiel nutzt alle acht Kerne und die Leistung ist über sechsmal besser gegenüber einer Single-Threaded-Berechnung.
Engadget: Aber Multi-Threading hilft Spielern nicht wirklich weiter...
Sasa Marinkovic: Es gibt einen Haufen Spiele, die momentan Multi-Threading nutzen. Und das ist eine Architektur, die wir weiterhin nutzen werden. Das wird uns in Zukunft behilflich sein, sodass mehr Spiele Zeit haben, aufzuholen. Nebenbei sollte man nicht vergessen, dass wir auch Vier- und Sechskern-FX-Prozessoren im Angebot haben. Der FX-8150 wurde gut (vom Markt) angenommen und hat genügend Leistung, der Vierkerner FX-4100 ist hingegen eine andere Option zu einem Preis im niedrigen Hunderter-Bereich.
Engadget: Die Tester waren zunächst glücklich mit der Leistung von AMDs Next-Gen-Grafikkarten (Anm.: AMD Radeon HD 7970), doch nur bis NVIDIA mit der GeForce GTX 680 nachzog. Die Experten gingen auf die Seite NVIDIAs, weil sie eine beispiellose Leistungskluft zeigten. Wie war ihre Reaktion darauf?
Sasa Marinkovic: Ich würde nicht sagen, dass es eine beispiellose Kluft ist. Die GTX 680 war für NVIDIA ein Schritt nach vorn. Aber die Radeon HD 7000 Serie war ein Spitzendesign, mit berauschender Performance und einer besseren Computing-Performance gegenüber den Mitbewerbern. Wenn man sich die Zahl der Produkte ansieht, die wir bis jetzt veröffentlicht haben, und dann die Verfügbarkeit bei NVIDIA betrachtet - sechs Varianten werden in vollem Volumen ausgeliefert - das spricht schon eine deutliche Sprache.
Engadget: Stark übertaktete Radeon HD 7970 werden von NVIDIA geschlagen - das erzählt eine andere Geschichte. Sind Sie sicher, dass sie erkennen, was hier passiert?
Sasa Marinkovic: Wir haben ungefähr jedes Jahr neue Karten. Diese Generation ist jetzt seit vier Monaten auf dem Markt und es werden evolutionäre Schritte dieser Architektur folgen. Man muss nur an die Treiber-Optimierungen innerhalb weniger Monate denken mit denen 25 Prozent höhere 3DMark-11-Scores erreicht werden.
Engadget: Okay, lassen Sie uns über Notebooks und eure mobilen APUs sprechen. Wir wissen, dass Trinity nahe ist, um das Line-Up aufzufrischen, nur achtet im Moment alles auf Intel, Ivy Bridge und Ultrabooks. Wie werdet ihr die Aufmerksamkeit der Leute auf euch ziehen, wenn es so aussieht, als wenn ihr zu spät seid?
Sasa Marinkovic: Hinsichtlich einer Veröffentlichung, wir sind nur ein paar Wochen von Ivy Bridge getrennt, denke ich nicht, dass es einen Unterschied für die Leute macht. Hinzu kommt, sollte Ivy Bridge Ende April launchen, ist es immer noch offen, wann Ultrabooks mit Ivy Bridge verfügbar werden - und das wiederum könnte in der Nähe eines Termins liegen, wenn unsere neuen Thin- und Light-Notebooks kommen.
Engadget: Es wird von Ivy Bridge erwartet, dass dieser im 22nm-Prozess gefertigt wird, wobei Trinity 32nm verwendet. Wie könnt ihr mit diesem Stück Silizium konkurrieren, wenn man sich Effizienz und Leistung ansieht?
Sasa Marinkovic: Als wir die E-Serie-APUs in Notebooks steckten, waren das 40nm-Chips. Aber es hat sich als erfolgreichstes Produkt AMDs herausgestellt. Wir haben 30 Millionen von diesen Teilen verkauft. Die Leute denken nicht über den Herstellungsprozess nach, sie achten auf die Erfahrung, die sie haben. Die Prozessgröße kann irreführend sein.
Bereits vor einigen Tagen haben wir Trinity gegen Sandy Bridge antreten lassen und gaben Testern die Möglichkeit, in einem Blind-Test an zwei Notebooks mit lediglich unterschiedlichen Prozessoren mitzuwirken. 80 Prozent von ihnen gaben an, dass sie glauben, dass das Trinity-Notebook eine bessere Leistung abliefert. WinZIP beispielsweise - Es war um einiges schneller, dank der Unterstützung für OpenCL-GPU-Beschleunigung. Die GPU bei Aufgaben mithelfen zu lassen, ist ein großer Teil von dem, was wir machen und ist etwas, dass Intel nicht bietet. Sie erledigen dies nur durch die CPU.
Engadget: Also sagen Sie, dass Trinity seine GPU besser ausnutzt als Ivy Bridge es bei Intel kann?
Sasa Marinkovic: Wenn man die CPU und die GPU als getrennte Seiten eines Gehirns annimmt, so ist eine logisch und die andere mehr visuell. Es macht Sinn, dass das Verhältnis zwischen beiden stimmt. Intels Grafiklösungen sind signifikant unterentwickelt, wenn man sie mit AMD-Produkten vergleicht. Die aktuelle A-Serie gewinnt gegenüber Sandy Bridge bereits jetzt bei der Videowiedergabe und beim Spielen, bei Battlefield 3 zum Beispiel ist man dreimal schneller. Das liegt einzig am unterschiedlichen Schwerpunkt, den wir beim Grafik-Teil des Chips ansetzen.
Der Unterschied zwischen Ivy Bridge und Trinity ist einfach: Wenn man Ivy Bridge kauft und die gleiche grafische Erfahrung möchte, die Trinity out-of-the-box bietet, so benötigt man eine diskrete Grafikkarte, um auf dem gleichen Level zu sein.
Engadget: Die Schlussfolgerung daraus ist, dass Trinity auf dem gleichen Preisniveau liegen wird wie Ivy Bridge, nur eben auf dem Niveau einer diskreten Grafiklösung?
Sasa Marinkovic: Richtig, das ist die logische Konsequenz.
Engadget: AMD wird immer wieder danach ausgefragt, aber wir wollen es noch einmal wissen: Gibt es wirklich keine Pläne, in den Smartphone-Sektor einzusteigen? Sind Tablets mit APUs das kleinste, was ihr bedienen wollt?
Sasa Marinkovic: Wir haben drei Prioritäten bei AMD: Cloud, Convergence und Consumerization. Convergence (Konvergenz) ist ein Teil der Tablet-Geschichte und wir wollen Teil dieser sein. Auf Seiten der Smartphones gibt es viele Konkurrenten, die die Gewinnspannen drücken und wir wollen uns auf andere Sachen konzentrieren. Dabei werden wir alle führenden Technologien nutzen, die uns zur Verfügung stehen.
Engadget: Noch eine letzte Frage: Sie arbeiten in einer extrem umkämpften Umgebung, in der Sie ständig Rivalen wie Intel oder NVIDIA gegenüberstehen. Was ist das für ein Gefühl? Achten Sie sehr auf diese Leute?
Sasa Marinkovic: Ich arbeite bereits seit 16 Jahren bei ATI und AMD und würde das gegen nichts tauschen wollen. Als ich bei ATI anfing, gab es ungefähr 30 Firmen, die sich mit dem Thema Grafik auseinandersetzten. Wenn man sich nun ansieht, wie sich die Welt in den letzten 15 Jahren verändert hat, ist aufregend und es ist cool, Teil davon zu sein. Wir geben natürlich Acht auf unsere Konkurrenten, um sicher zu sein, dass wir nichts verpasst haben. Am Ende des Tages versuchen wir aber herauszufinden, was die Leute in Zukunft machen wollen und wir versuchen, ihre Bedürfnisse für Jahre vorherzusehen.
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