AMD präsentiert Zens Serverversion Naples
Nachdem AMD erst vor wenigen Tagen seine neue Zen-Architektur in Form der Ryzen-Prozessoren für Privatkunden präsentierte, verriet AMD nun ein paar Details über die zukünftige Serverversion, die den Codenamen “Naples” trägt.
Wie schon vor ein paar Monaten durchgesickert war, ist Naples ein Prozessor mit 32 Zen-Kernen. Mittels zweifachem SMT werden also maximal 64 Threads unterstützt. Eine solch große Rechenkapazität erfordert natürlich auch eine entsprechende Hauptspeicher- und I/O‑Anbindung. Hier lässt sich AMD ebenfalls nicht lumpen und bietet gleich acht DDR4-Kanäle mit maximal 2400 MT/s sowie 128 PCIe‑3.0‑Leitungen. Das Schema ist aus folgender Folie im Groben ersichtlich:
Neben Einzelprozessorsystemen wird es Dual-Prozessorsysteme (2P) geben. Zur Interprozessorkommunikation werden jeweils 64 PCIe-Leitungen pro Prozessor zu Infinitylinks (AMD zufolge verbesserte kohärente Hypertransportlinks) umgewidmet, sodass in einem 2P-System die gleichen 128 PCIe-Leitungen (64 pro Sockel) zur Verfügung stehen.
Mehrprozessorsysteme mit 4 oder gar 8 CPUs plant AMD nicht mehr, 32 Kerne pro Sockel würden gemäß AMD die meisten Anwendungsfälle abdecken. Ein weiterer Grund wird Naples’ Konfiguration sein. Laut Gerüchten besteht ein Naples aus vier Zeppelin-Dies (ein Ryzen-Prozessor umfasst eines), d.h. ein Naples-Prozessor ist aus logischer Sicht bereits ein 4P-System. Die Verdrahtung erfolgt vermutlich mittels Interposer, zumindest sprächen die gegenüber den PCIe-Anschlüssen engeren Kontaktstrukturen, die auf dem Bild vom Zen-Die zu erkennen waren, dafür. Über derartige Details sprach AMD allerdings noch nicht.
Pro Speicherkanal werden zwei DIMMs unterstützt. Mit 16-GiB-RAM-Modulen liegt der maximale Speicherausbau eines Dualprozessorsystems somit bei 512 GiB. AMD stellt dies als Vorteil gegenüber Intels 2P-Serversystemen dar, die nur vier DDR4-Kanäle pro Sockel unterstützen und mit einer maximalen Bestückung von drei DIMMs pro Kanal nur auf max. 384 GiB kämen. Allerdings gibt es für die Intel-Systeme auch 32-GiB- und sogar 64-GiB-Speichermodule zu kaufen, sodass man sich z.B. in Intels Serverkonfigurator ein 2P-System mit 24 64-GiB-DDR4-Modulen von Samsung (Typ M386A8K40BM1-CPB) konfigurieren kann, womit insgesamt 1,5 Terabyte Hauptspeicher zur Verfügung stünden. AMD käme mit den gleichen Modulen auf 2 TB Hauptspeicher, allerdings ist unklar, ob Naples diese 64-GiB-RAM-Module unterstützt. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar hoch, Details gibt es gemäß AMD allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt. Spätestens zum geplanten Verkaufsstart im 2. Quartal dieses Jahres dürfte Klarheit herrschen.
Ein Vorteil, den AMD herausstellte, ist, dass Naples ein System-on-a-Chip ist. Das bedeutet, dass keine weiteren Chipsätze und nur ein Prozessor nötig sind, um eine Naples-Hauptplatine in Betrieb zu nehmen. Dies spart Platz und Energie.
Als Benchmark zeigte man Ergebnisse eines eigenen AMD-Testprogramms zu seismischen Untersuchungen für die Erdölsuche. Ein System mit zwei Naples-Prozessoren (128 Threads) war dort je nach Speicherfrequenz doppelt bis 2,5‑fach so schnell wie ein System mit zwei Intel i7-2699v4-CPUs, die nur 88 Threads aufbieten konnten:
Sicher ein gutes Ergebnis, aber für eine genaue Einschätzung von Naples’ Leistung unter High-Performance-Computing-Applikationen reicht das natürlich nicht. Als nächstbeste Vergleichsmöglichkeiten in diesem Genre dürfen BOINC-Applikationen gelten. Mitglieder unseres Teams sind bereits dabei, dort erste Ergebnisse zu sammeln:
Foren-Thread: BOINC-Performance auf AMD Ryzen
Auch unser Zen-Testsystem rechnet natürlich in seiner “Freizeit” einige Work-Units. Die ersten Ergebnisse sehen vielversprechend aus, aber auch in diesem Fall ist es für Details noch zu früh.
AMD unterstreicht die Kombination mit den eigenen Beschleunigerkarten “Radeon Instinct” auf Basis seiner Grafikchipmodelle. Aufgrund der vielen PCIe-Leitungen sind bis zu vier Karten pro Sockel mit voller Bandbreite anschließbar:
Interessant wäre in diesem Fall, ob man diese Karten dann über AMDs Infinity-Protokoll statt über PCIe ansprechen können wird. Durch die Speicherkohärenz ließe sich so ein großes NUMA-System aus CPUs und GPUs bilden, was die Programmierung vereinfachte. Details gibt es aber auch in diesem Fall erst später.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass AMD im Serverbereich Intel noch größere Probleme bereiten wird als im Desktopsegment. Erstens übertrumpft man die Konkurrenz bei der Kernanzahl pro Sockel, zweitens werden die Nachteile aufgrund AMDs geteilter Cachestruktur bei getrennt laufenden Serverapplikationen weniger stark ins Gewicht fallen als bei Computerspielen, welche mehr Daten austauschen. Ganz grob wird man die guten Cinebench-Ergebnisse als Richtwert nehmen können. Multipliziert mit noch mehr Kernen/Sockeln, wird AMD somit ein sehr gutes Angebot abliefern. Auch beim Stromverbrauch (unser Testexemplar begnügt sich mit nur 0,85 V Kernspannung bei 3,0 GHz Takt) wird AMD auftrumpfen können.
All dies wird sich sicherlich in AMDs Preispolitik widerspiegeln. Details dazu gab es zwar ebenfalls noch nicht, da AMD aber im Serverbereich mehr Vorteile aufzuweisen hat, wird man Intels Preise sicherlich nicht so stark unterbieten wie im Heimbereich mit den Ryzen-Modelle. Zumindest die Leser mit AMD-Aktien im Depot wird dies freuen, aber auch als durchschnittlicher AMD-Kunde sollte man darauf positiv reagieren, ein gutes Geschäft sichert den Erhalt der Firma und die Weiterentwicklung der Zen-Architektur.
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Links zum Thema:
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- 32-Kern-Server-Prozessor Naples noch im ersten Halbjahr 2017 ()
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